Der Pazifische Nordwesten, Städte

#26 The Northwest Cities Portland and Seattle

Nachdem wir in diesen Monaten auf Tour Unglaubliches erleben durften und jeden Tag zahlreiche Eindrücke mitnehmen konnten, haben wir uns nun dazu entschieden, das Ganze einmal anders anzugehen. Wir sehen uns dieses Land einfach Mal entspannt durch die Fensterscheibe an und sammeln endlich mal ein paar Meilen mit unserem Van. Nein, das liegt nicht daran, dass wir unter Zeitdruck stehen, wir wollen nur mal etwas Abwechslung.

„Keep Portland Weird“ – eine Stadtbesichtigung in zwei Stunden

Portland, eine Stadt an der Grenze des Bundesstaates Oregon. Eine Stadt mit vierzehn Brücken. Eine Stadt, die das inoffizielle Motto „Keep Portland Weird“ trägt. Na dann sollten wir dieses Portland wohl nicht verpassen und da es sowieso auf dem Weg liegt, fahren wir doch einfach mal vorbei, wir haben ja soooo viel Zeit – nicht. Wir wagen uns also aus dem aufgeheizten Van in die an diesem Morgen ziemlich kalte und windige Stadt – ganz nach dem Motto: Planlos geht unser Plan los.

Der Parkplatz für zwei Stunden ist gefunden und wir sitzen fertig zum Aussteigen im Van, bleibt nur die Frage, was man in dieser Stadt nun machen kann. Wir sind da generell eher spontan unterwegs und fragen Google einfach vor Ort, wo man nun am besten seine Zeit totschlägt. Da gibt es wohl diesen angesagten Donut-Shop „Voodoo Doughnut“. Praktisch, dass wir unwissentlich fast direkt vor dem Eingang geparkt haben. Ich kaufe einen dieser bunten Donuts und bewundere Juli, die es wirklich schafft Widerstand gegen die verführerischen Donuts zu leisten, weil ihr Bauch heute nicht ganz wohlgestimmt ist. Die Arme.

Während der Himmel draußen voller Wolken hängt, verbringen wir einen Großteil unserer Zeit in einer riesigen, bekannten Buchhandlung mit dem Namen „Powell’s City of Books“. Es ist irgendwie echt cool an diesem Tag zwischen hohen Bücherregalen zu schlendern, durch ein paar Seiten zu blättern, wenn das Buch vor einem spannend erscheint und der Kälte draußen zu entkommen. Zu sehen, wie die Menschen in den Straßen draußen in ihrem Schlafsack liegen und diesem Wetter nicht entkommen können, ist dagegen nicht so toll. Hier gibt es wirklich viele Obdachlose. Wir haben bisher in allen Städten Amerikas eine Vielzahl an Obdachlosen gesehen, ganze Straßen und Gebiete, in denen sogar Zelte aufgespannt waren. Zelte, Müll und dazwischen die Menschen. Ein Anblick, der einen ein bisschen traurig macht. In Portland haben wir aber das Gefühl, besonders viele Menschen ohne Dach über dem Kopf zu sehen. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir vor allem durch Downtown gehen und nur eine Seite der Stadt sehen. Was hier schön ist, sind diese kleinen schnuckeligen Läden, die die Straße säumen. Ein kleiner Laden in einem Backsteinhaus neben dem anderen. Auch die Brücken, die in den anderen Teil der Stadt führen, sind alle einzigartig. Nach einem Spaziergang am Fluss müssen wir Portland „Auf Wiedersehen“ sagen, denn unser Van muss noch abgabebereit gemacht werden … aber das ist eine andere Geschichte, die bestimmt einen weiteren Beitrag wert ist.

Keep Portland Weird

Finally in Washington – Unser 12. Bundesstaat

Wir fahren weiter. Über eine dieser unglaublichen Brücken. Nachdem wir uns die Füße in Portland vertreten haben, liegen noch ca. 170 Meilen vor uns. Der 12. Bundesstaat auf unserer Reise begrüßt uns als die Sonne bereits untergeht – ja, die Sonne hat sich sogar an diesem wolkenverhangenen Tag nochmal blicken lassen. Wenn Engel reisen, wird es schönes Wetter, sagt man doch. An diesem Spruch muss definitiv etwas dran sein …

Seattle: “The Rain City”

… denn selbst die Stadt Seattle, die nicht umsonst den Beinamen “The Rain City” trägt, weil sie eigentlich immer voller Wolken hängt, empfängt uns mit strahlend blauem Himmel. Wir schnallen unsere Rucksäcke um und machen uns auf den Weg. Auf Entdeckungstour durch Seattle. In der größten Stadt des Nordwestens gibt es sogar beheizte Sitze in der Bahn. Da ist Bahnfahren dann doch mal ganz angenehm.

Wir finden Seattle auf Anhieb wunderschön. Warum genau können wir beide gar nicht sagen. Es ist einfach ein Gefühl oder vielleicht liegt es auch daran, dass wir heute beide total gute Launen haben. Wir gehen am Wasser entlang – da ist er wieder, unser Pazifik. Diese Promenade ist unglaublich schön. Kleine Einkaufsläden reihen sich aneinander, wir gehen in jeden zweiten. In einem dieser Läden kann man Fudge probieren, eine Süßware, die aus Karamell und weiteren Zutaten besteht und rechteckig geformt ist. Voll lecker! Da bekommt man echt Hunger. Es ist zwar ein bisschen frisch aber wir beschließen kurzerhand an einem der kleinen Tische am Meer unser Mittagessen, das in unseren Tupperdosen wartet, zu essen. Reis. Wir hatten einfach viel zu viel Reis übrig und jetzt befindet sich in jeder Tupperdose eine Portion Reis. Reis mit Thunfisch, Reis mit Gemüse, Reis mit Tomatensoße – so viel Reis, dass uns dieses Lebensmittel schon bald in unseren Träumen begleitet wird. Sollten wir wieder essen gehen, dann erst einmal nicht chinesisch! Nicht nochmal Reis!

Promenade Seattle

Seattle ist schnuckelig, klein, lebhaft und die Distanzen gut zu Fuß zu bewältigen. Total schön. Von der Promenade mit ihrem Riesenrad und diesem unglaublichen Blick auf das Meer gehen wir weiter zur Gum Wall, der Kaugummi Sehenswürdigkeit. Ja, wir müssen auch jeden S….. mitmachen. Es gibt diese Wand wirklich. Direkt unter dem Public Market hängt alles voller bunter Kaugummis. Ja, das ist eklig, aber wir müssen zugeben, dass es uns auch ein wenig fasziniert. Wirklich. Wir meinen, wann sieht man schon einmal so viele bunte Kaugummis auf einem Haufen? Und die nächste Frage ist: Wann kann man schon mal warmes Cider trinken? In Seattle auf jeden Fall. Wir entdecken dieses schnuckelige Cafe, in dem es „Hot Cider“ gibt. Jetzt wo wir nicht mehr fahren müssen, kann man nachmittags schon einmal etwas trinken, denken wir und bestellen dieses echt gute Getränk. Damals wussten wir noch nicht, dass wir bald erfahren werden, dass Cider in dieser Form keinen Alkohol enthält. Ach, deshalb haben die auch nicht nach dem Ausweis gefragt und ich habe mich gefreut, dass ich ein einziges Mal in diesem Land ohne Ausweis bestellen kann. Wir jedenfalls, laufen an diesem Tag „beschwipst“ durch Seattle, stehen an einem Platz mit Aussicht auf die Interstate und das Meer, lassen die Sonne ins Gesicht scheinen und beobachten das Treiben der Menschen um uns. Vollkommen glücklich strahlen wir uns an –  Placebo Effekt nennt man das wohl. Dieses „Hot Cider“ trinken wir öfter!

Ein Besuch im erster Starbucks der Welt

Seattle ist die Geburtsstadt des Starbucks. Dieser Geschichte muss definitiv ein eigener Absatz gewidmet werden, denn was wären wir ohne unseren Starbucks! Der Pike Place Starbucks wurde 1971 in Downtown Seattle gegründet. Wir stehen tatsächlich in diesem Original Starbucks, dem ersten dieser Welt, in den sich unglaublich viele Menschen drängen. Anschauen reicht, da müssen wir jetzt nicht unbedingt auch noch in die unendliche Schlange, die auf ihre Bestellung wartet. Außerdem bekommen wir trotzdem einen White Mocca mit pinken Streuseln auf der Sahne, denn es gibt hier Probierbecher, die von den netten Mitarbeitern verteilt werden. Wie cool!

Den Nachmittag verbringen wir in der Starbucks Reserve Roastery mit einem echt coolen Ambiente. Hier sieht man die Maschinen, die die Kaffebohnen rösten und kann die verschiedensten Sorten Kaffee bestellen. Dort sitzen wir, ich trinke Chrismas – Kaffee, Juli gönnt sich etwas Süßes und manchmal kommt ein Mitarbeiter, der Probierbecher vorbeibringt. Schwarzer Kaffee in den abgefahrensten Geschmacksrichtung. Das wäre was für unseren treuen Kommentator Kai. Draußen wird es dunkel, die Skyline versinkt im Schatten und wir gehen in unser Airbnb. Eine total tolle Unterkunft im Stadtteil in der Nähe des Central Destricts. Eine Wohnung, die wir uns mit ein paar anderen Gästen teilen.

Kerry Park, Space Needle und Juli fehlt

Wir wachen auf und die Sonne scheint! Auch an unserem zweiten Tag in Seattle. Wir nehmen den Bus zum Space Needle, dem Wahrzeichen von Seattle. Auf die Aussichtsplattform des 184 Meter hohen Aussichtsturms zu kommen, kostet doch echt 35 Dollar! Juli will nicht hoch. Also beschließen wir zuerst zu diesem kleinen Kerry Park zu wandern, von dem aus man auch einen guten Blick über Seattle haben soll. Eine gute Aussicht hat man ja generell nur, wenn man höher ist als alles andere. Ja, super. Diese Wanderung erinnert an San Francisco, denn sie besteht darin, eine scheinbar unendlich lange, steile Straße hoch zu stampfen. Aber schließlich stehen wir dort oben, in der Mittagssonne, die an diesem Dezembertag total wärmt und der Ausblick ist wirklich unglaublich toll.

Sicht auf Seattle Kerry Park

Juli bleibt dort oben während ich mich auf den Weg zurück zur Space Needle mache. Ich will da hoch. Dieser Glasplatte über die man dort oben gehen kann, kann ich nicht widerstehen. Als ich ankomme, will die Kassiererin doch auf einmal 38 Dollar! Bitte! Ja, nach 13 Uhr am Mittag ist es teurer. Ja, super. Ob 35 oder 38 Dollar, ich kann echt nur sagen, es lohnt sich dort oben zu stehen. Der Aufzug fährt in weniger als 20 Sekunden hoch. Das ist echt ein kurzes Schwindelgefühl, weil man durch die Glasfenster in die Tiefe blicken kann. Dann ist man oben. Ich gehe durch die Türe nach draußen und laufe um den ganzen Turm. Der Blick auf Seattle ist atemberaubend. Eine Stadt, die total grün aussieht. Eine hippe und junge Stadt. So fühlt sie sich an. Ich stehe direkt vor einer Glaswand, sitze auf einem dieser Glassitze unter denen es in die Tiefe geht und blicke in die Sonne. Es ist schon beängstigend, sich nur an Glas anzulehnen. Eine Etage weiter unten bewegt sich der Boden rund um das gesamte Gebäude. Ein Boden, der aus Glas ist. Ich mache den ersten Schritt und stehe nur auf Glas. 500 Feet unter mir ist die Straße. Ich sitze eine Ewigkeit auf diesem Glasboden und fahre mit ihm rund um das Gebäude. Die Skyline von Seattle. Die Sonne, die immer weiter sinkt und das Licht, das dann durch die Glasscheiben fällt. Ich muss Juli per Videochat anrufen, weil ich ihr das unbedingt zeigen muss.

Es ist schon seltsam. Wenn man 24 Stunden alles zusammen macht, fehlt einem der andere echt. Man will alles irgendwie gemeinsam erleben. Juli ist an diesem Tag aber einfach ein bisschen energielos. Nach mir hat sie sich irgendwas eingefangen und kann seit Tagen nur Bananen essen. An dieser Stelle einmal ein gigantisches Lob. Ich habe keine Ahnung, wie man diese Bananenkur überleben kann und dabei überhaupt noch Willen hat, irgendetwas zu tun. Ich wäre ein Wrack. Weil Juli eben echt fehlt, mache ich mich in der untergehenden Nachmittagssonne auch auf den Heimweg. Die Gebäude von Seattle verfärben sich rot. Kalte Luft und die Straße zu unserer Unterkunft ist gesäumt von kleinen, süßen Holzhäuser in verschiedenen Farben. Dann sind Juli und Sasy endlich wieder vereint in ihrem Airbnb – Zimmer.

„Der Nikolaus war da!“, sage ich zu Juli als unser Wecker um kurz nach 5 Uhr morgens klingelt. In unseren dreckigen Schuhen stehen ein Weihnachts – Cupcake, heiße Schoki, ein Snickers und dieser Seattle – Anhänger und alles ist mit einer Lichterkette dekoriert. So kann ein Morgen beginnen. Wir strahlen uns an und umarmen uns für diese Überraschungen. An diesem Nikolaustag reisen Eure Mädels weiter nach Vancouver, schleppen ihre viel zu schweren Taschen und eine Tasche voller Restezeug eine halbe Stunde durch die Dunkelheit von Seattle – nicht ohne Verschnaufpausen – und werden gleich erfahren, dass sie 5 Dollar Übergepäck zahlen müssen. Na das kann ja noch heiter werden!

Eure Juli und Eure Sasy, die hoffentlich am Tag der Abreise alle Sachen wieder mit nach Hause bringen werden.