Der Pazifische Nordwesten, Nationalparks

#24 Ab in den Norden – Eine gigantische Fahrt und noch ein Bundesstaat

Wir haben soooo viel Zeit nachdem wir im Death Valley waren, wir werden gar nicht wissen, wie wir die Zeit im kalten Norden totschlagen. Bestimmt wird es regnen, kalt sein und wir müssen ganz viele Stunden im warmen Starbucks verbringen. Ja, das dachten wir bevor wir eine Woche mit unseren neuen amerikanischen Freunden verbracht haben. Jetzt stehen wir vor der Herausforderung: Vier Tage, mehr als 1000 Meilen und eigentlich möchten wir auch noch in einen Nationalpark.

When in doubt, chill out

Ja, ein bisschen Zweifel haben wir schon, dass wir das schaffen, aber … is jetzt halt so.

Schneechaos und schwere Entscheidungen

Da sitzen wir nun in unserem Van, in der Dunkelheit an einer Tankstelle und mit Google Maps und merken ein bisschen verzweifelt, dass uns zu wenig Zeit bleibt, um noch alles zu sehen, dass wir auf dem Weg nach Seattle sehen möchten. Warum haben wir eigentlich noch so viele Meilen vor uns? Das sah irgendwie alles nicht so weit aus. Auf dem Plan stand der Yosemite National Park. Da kommt man doch eigentlich vom Death Valley aus recht schnell hin, oder? Was wir nicht bedacht haben, ist, dass zwischen uns und diesem Nationalpark ein Hochgebirge liegt – Sierra Nevada. Es ist November und zu dieser Jahreszeit kann es in einem Gebirge eben schon einmal Schnee haben. Sehr viel Schnee. Von der Seite, von der wir den Yosemite National Park erreichen wollen, kommen wir nicht hin. Die Zufahrtsstraße ist gesperrt und wir müssten ganz außenrum fahren, was uns ganze sechs Stunden kosten würde. Die Zeit haben wir nicht.

Es ist der Moment, in dem wir schweren Herzens entscheiden, diesen Nationalpark auszulassen und direkt an den Lake Tahoe zu fahren. Ein See, den uns viele Einheimische empfohlen haben, es soll dort echt schön sein. Dieser See ist ein ganzes Stück weiter im Norden. Da es sowieso dunkel ist und unser Van beim Fahren schön warm bleibt, entscheiden wir diese Strecke noch in der Nacht zurückzulegen. Der Kaffee steht bereit und Musik dröhnt aus den Lautsprechern – Los geht es, auf einer leicht verschneiten Straße und durch weihnachtlich beleuchtete Städtchen!

379 Meilen später sind wir in Carson City. 379 Meilen für die wir über fünf Stunden auf der Straße waren. Wir haben die Unwetterwarnungen schon registriert, aber so schlimm kann das ja nicht sein. Dieser Meinung waren wir, bis der Schnee so dick vom Himmel fiel, dass keine Straße mehr sichtbar war. Wir sind quasi auch die einzigen zwei Menschen, die mit ihrem Van auf diesem Highway unterwegs sind. Mit 15 – 30 Meilen pro Stunde schleichen wir voran, zum Glück sind diese Highways so breit – da kann man mit seinem Van auch mal ein bisschen rutschen.

Ein Tag am verschneiten Lake Tahoe

Unser Van lebt noch, wir auch – am südlichen Teil des Lake Tahoe haben wir das erste Mal in diesem Jahr richtig viel Schnee unter den Füßen. Wir machen einen Spaziergang in einer wunderschönen, verschneiten Landschaft. Der Schnee knistert bei jedem Schritt und die Sonne scheint in unser Gesicht und lässt den Schnee glitzern. Weiße Baumspitzen und Wellen, die gegen das Ufer schlagen. Wir laufen vorbei an luxuriösen Resorts und Holzhäuser, die sich zwischen den weißen Nadelbäumen verstecken.

Verschneite Bäume Lake Tahoe

Am Nachmittag fahren wir weiter, denn vor uns liegt ja noch eine ganz beachtliche Strecke. Der Kontrast dieser schwarzen Straße mit einem gelben Mittelstreifen zu den grünen Bäumen, die mit Schnee bedeckt sind, ist irgendwie so surreal. Manchmal erscheint diese Landschaft wie aus einer anderen Welt. Als wir über der Bergkette sind, ist der Schnee auf einmal verschwunden und es tauchen doch wirklich bunte Bäume auf. Von Winter zu Herbst! Vom Hochsommer zum Winter zurück in den Herbst, in nur zwei Tagen! Das glaubt uns auch keiner! An diesem Abend versinkt die Sonne über Wiesen voll Wasser, wir fahren an einer Art Sumpfgebiet vorbei und sitzen abends ein bisschen müde im Starbucks, wo wir zum ersten Mal in diesem Jahr „Last Christmas“ hören. Nein, uns nervt dieses Lied nicht. Wir können es beide auch nach 24 Jahren noch hören.

Lake Tahoe Aussicht

Chandelier Drive-Thru Tree

Wenn man eine Weihnachtsplaylist hat und lauthals „Shallow“ im Auto mitsingen kann, ziehen die Meilen nur so vorbei. Kurvige Straßen, herbstliche Bäume, ein See mit wunderschönen kleinen Orten – wir sind auf dem Weg zu den Küstenmammutbäumen, den Redwoods. Außerdem soll es noch diesen Baum hier geben, durch den man mit dem Auto fahren kann. Wir zwei sind natürlich wieder einmal angetan. Der muss ja riesig sein, dieser Baum!

Als wir vor diesem Baum, dem Chandelier Drive-Thru Tree, stehen, stellen wir fest: So riesig ist der dann doch nicht. Ein Van passt auch nicht durch. Mit einem Fiat 500 hätte man Chancen oder einem Suzuki Ignis – Markus, wo ist dein Auto? Dann laufen wir eben durch, ist auch schön.

Giganten dieser Erde und die Fahrt durch unseren 11. Bundesstaat Oregon

Wir stehen inmitten eines riesigen Waldes und man kann gar nicht anders als nur nach oben zu sehen und zu staunen. Im Redwood National Park an der kalifornischen Pazifikküste wachsen knapp 50 Prozent der Küstenmammutbäume, der höchsten Bäume der Erde.

Grow your roots deep and then reach for the stars, whispered the redwood tree.

Manchmal ist es schon unglaublich, was die Natur leisten kann. Wenn man selbst vor einem dieser riesigen Bäume steht, weiß man, warum diese Region geschützt ist. Sie ist einfach unendlich schön. Inmitten des Waldes fühlt man sich ein bisschen als wäre man ganz allein auf dieser Welt. Der Nebel, der in den Baumkronen hängt, lässt alles ein bisschen mystisch erscheinen. Weil die Sonnenstrahlen nicht wirklich durch das dichte Laub der hohen Bäume dringen, ist das Holz ein bisschen nass, was irgendwie ganz besonders aussieht.

Wir atmen die frische Luft ein, gehen ein Stück dieser Wege entlang und blicken in die hohen Baumkronen. Wir fahren durch diesen ganzen Park und die „Avenue of the Giants” entlang – eine Straße, die voll von diesen Riesenbäumen sein soll. Es ist jetzt nicht so, dass wir dort keinen großen Baum gesehen haben, aber soooooo viele gibt es dort jetzt auch wieder nicht! Das größere Highlight ist dann doch der Elk, der plötzlich neben der Straße steht und da ist nicht nur einer, sondern viele! Vollbremsung! Zu Deutsch ist das ein Wapiti, ein Säugetier aus der Familie der Hirsche. So oder so in etwa. Es gibt hier Elk, Deer, Moose und Reindeer, da kommt keiner so ganz mit. Gehört doch alles irgendwie zusammen unter die Spezies Hirsch. Zurück zu unserem Elk. Der steht dort und wartet nur darauf, auf unserem Foto zu sein. Eigentlich soll man wohl nicht so nah an die Tiere heran, ach deshalb bleiben alle im Auto sitzen und schauen nur aus dem Fenster, aber die sind doch so knuffig! Wir sitzen schließlich doch auf dem Zaun. Dem Zaun über den wohl schon einige dieser Tierchen einfach gesprungen sind. Der Elk guckt aber ganz lieb.

Auch wenn wir uns nur schweren Herzens von unserem neuen Bekannten trennen können, müssen wir doch irgendwann weiterfahren. Am Pazifik entlang. Im Dezember in der Sonne am Meer entlang zu fahren, hat auch einen ganz eigenen Charme. Wir überqueren die Grenze zu Oregon – unser 11. Bundesstaat durch den wir fahren. Hier gibt es ganz viele Holzhäuser und Highways, die von Nadelbäumen gesäumt werden. Außerdem kann man beim Tanken einfach sitzen bleiben, weil ein netter Herr dein Auto volltankt. Das nennen wir mal Service, da ist das Tanken ja echt ganz komfortabel. Vor uns irgendwo liegt Portland. Aber das ist eine andere Geschichte …

Nach einem ziemlich guten, großen Frühstück mit Pancakes, die bis über den Tellerrand schauen und nachdem Juli den Mittag voller kurvenreicher Straßen überlebt hat – ob ihre Übelkeit von Kurven, zu viel Pancakes oder einem Virus kommt, darüber könnten wir jetzt diskutieren – senden wir Euch liebe Grüße. Einen wunderschönen zweiten Advent. Mit viel Liebe, Juli und Sasy.