Nationalparks

#21 Nothing but GOOD TIMES in Utah

Wir wagen uns weiter durch den Bundesstaat Utah, denn wir haben noch mehr Nationalparks auf dem Schirm. Noch mehr Orte, die wir entdecken wollen. Dass wir bald die wohl verrückteste Zeit unserer Reise erleben werden, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Manchmal passieren eben doch irre Dinge, da wo man sie am wenigsten erwartet. Aber lasst uns ganz von Vorne anfangen. Zuerst geht es zu versteinerten Hölzern – das ist für den Anfang verrückt genug …

Versteinerte Hölzer im Escalante State Park-Petrified-Forest

… nahe der Stadt Escalante liegt der gleichnamige State Park, der Hölzer in allen Farben des Regenbogens bereithalten soll. Escalante sollte man sich eher als Kleinstadt vorstellen, vielleicht würde man sie in Deutschland auch als Dorf bezeichnen. Es gibt hier nicht wirklich etwas. Es gibt eine Tankstelle, darüber kann man sich schon einmal freuen und es gibt einige kleine Dorfläden. Irgendwo soll es sogar eine Bar geben! Das ist eigentlich mehr als man von „Städten“, die man zwischen den verschiedenen Nationalparks findet, erwarten kann. Hier sind Städte wirklich gefühlt nur Dörfer mit alteingesessenen Einwohnern und alten Schildern an den Straßen – schon irgendwie schnuckelig, nur manchmal wünscht man sich dann doch etwas mehr Zivilisation. Vor allem, wenn es im Van zu früh kalt wird. Nachdem wir jedoch mitten in der Nacht Subway – Cookies an der Tankstelle geschenkt bekommen – acht Stück – ist die Kälte vergessen. Wir haben Cookies und Aufstriche!

Aber zurück zu den Regenbogenhölzern, die wir nach einer Nacht am Tankstellenparkplatz in der besagten Stadt unbedingt sehen wollen. Wir wandern den „Sleeping Rainbows Trail“ entlang, besser gesagt, wir wandern den Trail erst einmal hinauf! Dafür erwartet uns eine atemberaubende Aussicht über einen See, der in der Sonne schimmert und um den sich Bäume in herbstlichen Farben reihen. Dann sehen wir wirklich das erste Stück Holz, das nicht aussieht, wie das Holz das wir kennen und es fühlt sich auch ganz anders an. Eine Mischung aus Stein und Holz. Versteinertes Holz, das in allen möglichen Farben schimmert! Es ist unglaublich. Wir nehmen Euch mit auf eine kurze Reise in die Vergangenheit …

… noch vor 135 bis 155 Millionen Jahren war diese Gegend überwiegend flach. Sie war näher am Äquator gelegen und die jährlichen Niederschläge waren viel höher. Die Pflanzenwelt bestand vor allem aus Farnen und Dinosaurier streiften durch die Gegend. Stellt Euch vor, ihr befindet Euch in einer riesigen überfluteten Ebene. Im Nordwesten zeigen sich aufragende Vulkane und im Osten baut sich eine große Gebirgskette auf, die ähnlich wie die heutige Sierra Nevada ist. Wasserfluten und Erosionen haben Bäume entwurzelt. Diese lagerten sich in Flutebenen und entlang von Sandbänken ab. Die Bäume wurden in kürzester Zeit von Schlamm und Sand bedeckt und konnten so nicht verfallen. Als später vulkanische Asche die Gegend um Escalante bedeckte und das Grundwasser, das reich an verschiedenen Chemikalien war, die Baumstämme durchtränkt hat, entstanden die farbenprächtigen Baumstämme, die man heute hier noch sehen kann! Durch Prozesse über Millionen von Jahren wurde das Holz zu Stein! Nun sitzen wir hier, auf Jahrmillionen alten Steinen, während die Sonne ins Gesicht scheint.

One of the most Scenic Highways in America: Highway 12

Als wir wieder in unserem fahrenden Zuhause sitzen, beginnt die Sonne bereits hinter den Bergen zu versinken. Bevor es jedoch dunkel wird, sehen wir noch einen wunderschönen Regenbogen, der eher ein bunter Sonnenstrahl als ein Bogen ist. Er scheint direkt aus den Wolken zu kommen und in der Erde zu versinken. Das ist das Wunderbare an einer solchen Reise. Auf der Fahrt sieht man Dinge, die man so noch nie gesehen hat und man weiß einfach wirklich nie, was einen als nächstes erwartet.

Wir fahren den „Scenic Highway 12“ entlang, der einer der schönsten Highways sein soll. Ist er wirklich. Man scheint manchmal in einer ganz anderen Welt zu sein. Er trägt uns über Bergketten mit kahlen Bäumen, an die schönsten Aussichtspunkte und durch ein Tal, das in der untergehenden Sonne fast noch schöner ist als so mancher Nationalpark.

Unser Lieblings – Nationalpark: Bryce Canyon

An den Bryce Canyon Nationalpark kommt dieses Tal jedoch nicht heran. Ich glaube, beim ersten Blick auf die Felsformationen des Bryce Canyon wissen wir beide, dass dieser Nationalpark einer unserer Highlights sein wird. Bisher ist das definitiv unser Lieblingspark! Nein, das liegt nicht daran, dass wir endlich unseren lang ersehnten Pulli aus einem coolen Nationalpark haben. Ok, vielleicht beeinflusst unser Shoppingerlebnis unsere Laune ein wenig und die Tatsache, dass wir ohne Jacke im Park laufen können und dieser Pulli auf unseren Bilder zu sehen sein wird! Für unsere kleine „Ich-brauche-noch-das-perfekte-Foto-Sucht“ wagen wir uns in abgesperrtes Gelände. Das Schild „Nicht abseits der Pfade gehen“ übersehen wir dezent. Der Pulli muss richtig in Szene gesetzt werden.

Bryce Canyon leuchtende Felsen

Mit oder ohne diese Einflussfaktoren: Der Bryce Canyon ist wirklich wunderschön! Die unglaublich zerklüftetet Felsen, die in ihrem Orange und Rot in der Sonne schimmern. Eine Aussicht, die man nicht beschreiben kann. Der Weg über Steinstufen hinunter in den Park und durch Felsspalten, aus denen hohe Bäume wachsen, ist genauso toll, wie die Sicht von Oben. Wir sind wandern und machen in der Schlucht Mittagspause, an einem Ort, an dem man nur die Vögel zwitschern hört. Wir sehen Felsen, die scheinen als würde ein helles Licht direkt aus ihnen herausleuchten! Auf dem Rückweg kommen wir mit zwei Amerikanern ins Gespräch, die ihren Urlaub hier verbringen. Sie empfehlen uns Wanderungen für den nächsten Park, in den wir gehen wollen und eine Bar, in der Stadt nahe des Zion National Parks …. und so finden wir uns am Abend in dieser Bar wider. Die Bar, in der alles begann …

Eines Nachts in Utah

In der Bit & Spur Bar im beschaulichen Städtchen Springdale nahe des Zion National Parks möchte ich mir an diesem Samstagabend erst einmal einen Kaffee mit Schuss bestellen. Wenn es draußen schon so kalt ist, muss es einem wenigstens von Innen warm werden. Die nette Bedienung teilt uns dann mit, dass wir erst etwas Essen müssen, um ein alkoholisches Getränk zu bestellen. Warte … was?! Das meint die nicht Ernst, oder Juli? Doch das meint die Dame ganz Ernst, denn wir sind hier im Bundesstaat Utah, in dem wohl die Mehrzahl der Menschen der christlichen Glaubensgemeinschaft der Mormonen angehört und die haben so ihre ganz eigenen Regeln. Ok. Auch wenn die Bedienung so freundlich ist und mir auch ohne Essen den gewünschten Kaffee bringen würde, wir bestellen dann halt einen Nachtisch. Man kann auch gar nicht anders. Vor uns auf dem Tisch werden Kärtchen mit allen Varianten von Nachtischen ausgebreitet und alles sieht verdammt lecker aus! Der Kaffee mit Tequila dagegen war dann doch nicht so der Hit.

Wir beschließen uns noch an die Barhocker zu setzen, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Direkt unter dem Bild, das einen Jesus mit Bier in der Hand zeigt. Ja genau, aber religiös sind wir hier. Ein Cocktail und dann zurück in den Van, so war der Plan, bis Jeremy und Angel sich zu uns an den Tisch setzen. Angel, der hier in Utah aufgewachsen ist und Jeremy, der durch seinen Beruf hier im Zion National Park gelandet ist. Er leitet den Bau der Highways. Wir trinken dann doch noch ein oder zwei Bier mit unseren neuen Bekannten und erfahren, dass Utah wirklich ein sehr besonderer Staat ist. Unter anderem darf man auch nur zwei verschiedene alkoholische Sorten miteinander mischen – nicht mehr! Einen „Adios Motherfucker“ könnte man hier zum Beispiel gar nicht mischen – gut für uns. Außerdem ist es in Utah auch keine Seltenheit, dass man nachts in die Wildnis geht und auf Dosen schießt oder sich sein nächstes Mittagessen erlegt. Wie? Wir wollen auch auf Dosen schießen! Zum Glück kennen wir jetzt Angel, der uns dieses “Dosen schießen” beibringen kann. So endet der Abend darin, dass wir mit zwei Amerikanern vor unserem Van stehen und beschließen am nächsten Tag auf Dosen schießen zu gehen. Inzwischen ist es zwei Uhr nachts. Das Ende vom Anfang.

Amerikanischen Freunde treffen Vol. 1

Am nächsten Tag sitzen wir dann wirklich mit Jeremy und Angel in einer Sportbar und essen erst einmal gemeinsam Burger. Und was macht man mitten in der Nacht in Utah sonst so? Klar, irgendwo in der Wildnis schießen. Es ist auch nicht verrückt mit zwei Kerlen, die man am Tag davor kennen gelernt hat, nachts in einem Pickup umherzufahren. Liebe Mamis, es tut uns leid, aber die zwei sind wirklich cool – keine Sorge. Da stehen wir unter Sternenhimmel und halten das erste Mal im Leben eine Pistole in der Hand. Angel erklärt alle Sicherheitsmaßnahmen und entrümpelt sein Auto von Dosen. Der Moment, in dem man zum ersten Mal abdrückt, ist irgendwie aufregend und man erwartet diesen Rückstoß der Pistole gar nicht. Da draußen ist es total kalt, aber die Nacht ist einfach unvergesslich. Jeremy spielt Songs auf der Gitarre während Schüsse durch die Nacht knallen. Verdammt laute Schüsse. Hätte uns jemand erzählt, was wir heute machen, wir hätten es nicht geglaubt.

Jeremy und Angel bringen uns sicher wieder heim zum Van. Dank dieser Rückfahrt wissen wir nun auch, dass man in Amerika nicht unbedingt fragen sollte, ob man mal bitte sein Handy haben kann. Das könnte man doch ein wenig falsch verstehen. Wir haben etwas zu lachen und zum Abschluss Reeses – Eis als Mitternachtssnack!

Zion National Park und Treffen mit Freunden Vol. 2

Bei all der Aufregung hätten wir fast vergessen Euch von einem weiteren Lieblings – Nationalpark zu erzählen: Der Zion National Park. Der Nationalpark, der direkt neben der Stadt Springdale liegt, in der wir zwei verrückte Nächte verbracht haben. Man muss den „Angels Landing Trail“ laufen, hat man uns empfohlen. Also machen wir uns bei eisiger Kälte auf einen acht Kilometer langen Weg, hinauf zum besagten Angels Landing. Ein Berg im Zion. Verflucht ist diese Wanderung steil und verflucht ist das kalt, aber wenn man läuft und läuft und dieses Ziel vor Augen hat, ist all das gar nicht mehr so schlimm.

They say that it is so high only angels can land there!

Schon beim Hinaufwandern ist die Aussicht unglaublich. Ab der Hälfte klettert man an Abhängen entlang, mit nur einem Seil an der Wand und Juli meint in Deutschland wäre das ganz sicher verboten! Oh ja! Diese Kletterei macht aber unglaublich Spaß und dann stehen wir nach über einer Stunde bergauf oben. Das Gefühl, das wirklich geschafft zu haben! Diesen Aufstieg. Wir sitzen bestimmt über eine Stunde in der Sonne – ja, auch weil wir warten bis der Platz, an dem wir ein Bild machen wollen endlich frei wird, dieses Pärchen sitzt da wirklich eine halbe Ewigkeit – aber auch, weil der Ausblick einfach nur unbeschreiblich ist! Diese Berge um einen herum und unter einem ein Meer aus Herbstfarben. Wir haben den Zion National Park nie zu einer anderen Zeit gesehen, aber wir glauben, der Herbst macht ihn verdammt schön.

Ausblick Angels Landing

Wir verbringen zwei Tage in diesem Nationalpark. Zwei Tage, an denen wir ziemlich früh, in einer ziemlichen Kälte und ziemlich müde von den zu kurzen Nächten aufstehen. Egal, es warten Abenteuer. Am zweiten Tag halten wir diese Neoprensocken und wasserdichten Hosen in der Hand, dazu einen Stock. Wir gehen in die Narrows wandern. Wandern in einem Fluss, in einem drei Grad kalten Fluss. Im November! Auf die Idee muss man erst einmal kommen. Wir sind jedoch nicht die Einzigen, die sich heute in die „Fluten“ wagen.

Das Wasser bis über die Knie, die Wellen, man läuft gegen die Strömung und man hört nur Wellen. Es ist nicht kalt. Die Hände ein bisschen, aber sonst ist es einfach nur schön. Die Felsenwand ragt bis in den Himmel und die Steine glitzern an manchen Stellen als wären sie aus purem Gold. Nur wir, nur das Waden im Wasser und eine Natur, die einfach unglaublich ist.

Als wir im Bus stehen, der uns wieder zu unserem Van bringen soll, sehen wir doch wirklich Jeremy, der auf der Baustelle arbeitet und der fährt dem Bus tatsächlich hinterher als wir wie blöd winken. Wir steigen an der nächsten Haltestelle aus und werden mit einem Baustellen-Pickup durch den Zion National Park gefahren! Wir gehen Kaffee trinken und sitzen eine Weile zusammen.

“Bad ideas make the best memories” – oh ja, das stimmt vielleicht. Zumindest haben wir jede Menge neuer Erinnerungen im Gepäck und wissen nun außerdem auch, dass es in Amerika wirklich ein extra Job ist, ein Stoppschild zu halten. Kein Spaß! Man wechselt sich da auch nicht ab und dieses Stoppschild an Baustellen hält auch kein Student. Das ist ein Full-Time-Job. Eure zwei Mädels, die eben den gleichen Dachschaden haben.