Nationalparks

#20 Das rote Herz Amerikas – wir entdecken drei weitere Nationalparks

Unser Van trägt uns weiter durch das heilige Land der Navajos, einem amerikanischen Indianerstamm. Ein Reservat, das so groß ist wie Bayern, mit seinen ganz eigenen Regeln. Weiter durch die scheinbar unendliche Landschaft des Colorado Plateaus. Hier, wo der Highway sich zwischen Felsen entlang schlängelt, roter Wüstensand gegen unsere Scheiben schlägt und stundenlang keine Menschenseele zu sehen ist.

Eine Hand voll Nationalparks: Canyonlands unser fünfter National Park

Es ist ein einzigartiges Gefühl durch diese Landschaft des Colorado Plateaus zu fahren. Das Colorado Plateau besteht aus mehreren Hochebenen mit wild zerklüfteten Landschaften, die über Jahrmillionen entstanden sind und einem faszinierenden Spiel aus Formen und Farben. In dieser Region liegen ganze acht Nationalparks, unter anderem Canyonlands.

Ein Nationalpark, der uns an diesem Sonntag mit einigen Wolken am Himmel und ziemlich viel Wind willkommen heißt. Wir steigen wie immer am ersten Visitor Center aus, um uns eine Karte vom Park zu holen. Diese Karten, die man hier kostenlos bekommt, sind wirklich gut. Man erhält einen Überblick und weiß, welcher Wanderweg wie lange ist und was man dort alles sehen kann. Als wir die Karte des Canyonland National Parks in die Hand nehmen, sehen wir erstmal eines: Man kann gar nicht vom Süden in den Norden des Parks fahren. Im Norden liegt „Island in the Sky“ und im Süden „The Needles“, aber wo ist die Verbindungsstraße? Die Frau hinter dem Schalter bestätigt uns, dass wir die Sache richtig erkannt haben. Um beide Teile des Parks zu sehen, muss man einmal ganz außenherum fahren. Ja, coole Sache. Nach einer kurzen Krisenbesprechung haben wir entschieden, heute im südlichen Teil zu wandern und an einem anderen Tag eine kleine Weltreise um den Park in den Norden zu machen.

Gesagt, getan, wir wandern. Mit Winterjacken und so, dass wir jeweils nicht mehr als eine Stunde im Freien verbringen. Also eher wandern, im Auto aufwärmen, die nächste kurze Wanderung an einem anderen Punkt im Park in Angriff nehmen und wieder die Heizung im Auto aufdrehen. Es ist einfach zu kalt und zu windig. Wir sind trotzdem unglaublich froh, dass wir uns aus dem Van wagen, denn wenn die Sonne hinter den Wolken hervorkommt und man durch diese Landschaft aus Felsen und Schluchten wandert, wird es kurz richtig warm. Einfach für einen Moment auf einem Felsen sitzen und den Wind im Gesicht spüren. Dieses unglaubliche Spiel aus Licht und Schatten auf den Steinen beobachten und einfach den Augenblick genießen.

Winter in den Canyonlands

Eine große Wanderung können wir ja im nördlichen Teil des Parks in Angriff nehmen, dachten wir damals noch. Bis zum Tag X, an dem wir auch hier ankommen. Da die Ankunftszeit doch eher nach dem Mittag anstatt vor dem Mittag liegt – ja, wir haben zu lange Pancakes gefrühstückt – endet der zweite Besuch der Canyonlands in einem zwei Kilometer Spaziergang zum „Mesa Arch“, einem bekannten Bogen. Durch den Park fahren ist auch schön. Ehrlich. Fahren und Musik hören.

Es wird bereits dunkel als wir aus diesem Teil des Canyonlands wieder herausfahren und wir wissen gar nicht, dass dies einer der schönsten Momente des Tages wird. Am Himmel sind Wolken, die die Abendsonne in einem unendlichen rosa verfärben. Dann in einen Lilaton. Vor dem Himmel die Felsen, die in der Sonne schimmern. Wir hören Countrylieder, sehen uns an und wissen, dass dieser Moment für immer uns gehört.

Im Arches National Park unter Bögen stehen

Wir haben die kälteste Nacht hinter uns – die kälteste bisher. Als ich aufwache, sehe ich Julis Atem. Im Van! Als Juli die Vorhänge vor der Frontscheibe aufzieht, sieht sie eine gefrorene Scheibe. Die ist von Innen gefroren, von Innen! Wir frieren, sogar beim Frühstück. Das Schlimmste dabei ist, dass ich die Sache mit dem Nutella auf dem Brot eindeutig vergessen kann, denn Nutella ist bei Minusgraden einfach nur eines: Hart wie Stein! Zum Glück haben wir dem WC beim McDonalds zuvor einen Besuch abgestattet und von der Mitarbeiterin einfach einmal Kartoffelpuffer zum Frühstück geschenkt bekommen und die sind warm! Kartoffelpuffer-Handwärmer, das hat auch nicht jeder. Wir sind bereit für den Arches National Park. Was diesen Nationalpark auszeichnet? Die weltweit größte Konzentration an natürlichen Steinbögen, die Arches. Über die Jahre entstehen diese durch Erosion und Verwitterung und vergehen auch wieder. Der Park ist ständig in Bewegung und es ist unglaublich, dass es einen Bogen möglicherweise irgendwann einmal gar nicht mehr geben wird.

Deshalb müssen wir uns genau jetzt ein Foto unter dem bekanntesten Bogen ergattern. Die Idee haben aber wie so oft nicht nur wir. Wir warten und warten und dann erwischt Juli den scheinbar perfekten Moment, um ein Foto zu machen. Stellt sich hin und …. da meinen doch wirklich andere Menschen, dass sie ins Bild laufen müssen. Ich schreie zu Juli „Sorry, da sind schon wieder Menschen im Bild, wir müssen warten.“ Juli schaut die Reihe an Menschen an und schreit ihnen laut und deutlich zu „Sorry, but you guys are in my photo!“ Das war ziemlich deutlich, diese Menschen schauen nur und gehen ein bisschen verängstigt weg, während ich mit meiner Kamera in der Hand vor Lachen zusammenbreche und für ein paar Minuten nicht in der Lage bin, die Kamera zu bedienen.

Wir wandern von Bogen zu Bogen oder besser gesagt fahren von Bogen zu Bogen, liegen an einem windstillen Ort und strecken unser Gesicht in die Sonne, genießen die Wärme, aber dieser Fotomoment bleibt das heutige Highlight. Am Ende des Tages werfen wir alle Pläne zu kochen und Sterne zu schauen über den Haufen, weil es draußen viel zu kalt ist. Wir gehen Essen, wir sitzen bei einer heißen Schoki und einem unglaublich guten Nachtisch im Diner und lachen. Lachen ist das allerbeste Mittel gegen diese Kälte.

Unser neues “Zuhause” in Moab und eine Reise in die Vergangenheit

Die Stadt Moab, nahe am Arches und Canyonlands National Park bleibt für ein paar Tage unser Zuhause. Wir haben hier einfach einen echt coolen Übernachtungsplatz gefunden: Der Parkplatz des Motel 6. Jap, wir übernachten ganz natürlich vor dem Motel. Nicht in dem Motel. Macht doch jeder! Die Hauswände um uns schützen ein bisschen vor der Kälte und direkt neben uns gibt es ein Diner. Außerdem hat diese Stadt alles was man braucht: Ein Pancake-House, einen McDonalds mit Sofas und Steckdosen und ein Diner. Ein amerikanisches Diner ist übrigens super, wenn man einen Kaffee trinken möchte, denn die Tasse wird hier niemals leer. Man bekommt Kaffee selbstverständlich nachgefüllt – umsonst. Außerdem gibt es hier ein Schwimmbad und Fitnessstudio mit Duschen! Wir sind im Paradies!

Ungefähr zwei Stunden von Moab entfernt, liegt die Stadt Price. Wir machen einen Tag Pause von den windigen Nationalparks und besuchen das Prehistoric Museum. Eine kurze Reise in die Vergangenheit. Die Region um Price, Cleveland, ist bekannt für seine zahlreichen Fossilien. Forscher entdeckten hier eine unglaubliche Anzahl unterschiedlicher Dinosaurierskeletten auf engstem Raum. Das prähistorische Museum ist eine zentrale Arena der Dinosaurierskelette aus dem Steinbruch Cleveland-Lloyd. Zu den Highlights gehören zum Beispiel 3-D Drucke von jugendlichen Allosaurus-Skeletten. Unglaublich, welche Lebewesen diese Welt einmal besiedelt haben.

Der Capital Reef National Park

Wir fahren durch den Capital Reef National Park und gehen wandern. Der Wanderweg ist mal wieder eindeutig zu steil, aber diesen Ausblick der folgt, hätten wir ohne diesen Berg nicht gehabt. Der Park gehört nicht zu unseren Favoriten, weil ihm irgendwie dieses besondere Etwas fehlt. Am Rande eines Felsen zu sitzen, den weiten Highway unter einem zu sehen und auf die kleinen Bäume zwischen den Felsen zu blicken, ist aber doch ein besonderer Moment. Der Park ist wie ein Meer aus grün und rot. Die Berge sind in verschiedenen Tönen gefärbt. Unterschiedliches braun, grau, rot. Verdammt schön, wenn die untergehende Sonne dieses „Meer“ beleuchtet.

Nach unserem siebten Nationalpark und nach einem Abend im heißen Whirlpool – für den wir an diesem Abend zwei Stunden gefahren sind – drücken Euch eure zwei manchmal verrückten Mädels. Viele Küsschen.