Van Life

#25 Used to the VANLIFE

Die Tage werden kürzer, die Dunkelheit begrüßt uns sehr früh im Van und die Nächte sind lang. Es gibt nun einen weiteren Satz, der zum Alltag des Vanlife gehört: „Boah, is das kalt!“ – ein Satz, den wir nun den ganzen Tag über sagen. Ach ja, da ist ja noch ein Satz, der uns fast jeden Tag begleitet: „Haben wir unseren Van jetzt echt schon so lang!?“ Ja, haben wir und während die Tage voranschreiten, können wir gar nicht fassen, dass wir inzwischen so lange unterwegs sind.

Stille Nacht, kalte Nacht: Der Dezember im Van

So ein Schlafsack ist schon etwas feines, aber Wunder kann unser Überlebenshelfer eben doch nicht bewirken. Im Dezember ist es in einem fahrenden Zuhause ohne Heizung in der Nacht dann eben doch einfach eines: A …. kalt! In einer dieser eisigen Nächte fällt uns plötzlich ein, dass es ja noch diese Handwärmer gibt. Die haben wir zufällig in einem dieser Touristenshops entdeckt und in einigen Visitor Center bekommt man die sogar umsonst. Das ist ein kleines Wärmepad, das durch irgendeine wunderliche chemische Reaktion für 8 Stunden warm bleiben soll, wenn man es aus der luftdichten Verpackung holt und schüttelt. Lass uns das versuchen!

Fazit: Diese Handwärmer, sind der Hammer! Vielleicht haben die Amerikaner deshalb keine Wärmflaschen. Wer braucht die schon, wenn man ein Wärmkissen hat, das sogar beim Aufwachen noch warm ist? Eine ganze Nacht Wärme – was für ein Gefühl! Leider sind die Pads echt ein bisschen klein, wir hätten am liebsten eine ganze Decke aus diesem Material. Ob das Ganze so ungefährlich ist, sei einmal dahingestellt, denn anscheinend sollen diese Pads bis zu 70 Grad warm werden können. Darf man die nach Deutschland einführen, fragen wir uns, als wir mal wieder fasziniert von diesen kleinen Wärmedingern sind. So eine warme Jackentasche im Winter hat ja schon auch etwas.

Wenn man bei Minusgraden mit eiskaltem Wasser über dem Spülbecken des Vans seine Haare waschen muss, hilft so ein kleines Wärmekissen allerdings nicht mehr viel. Haare in der Kälte waschen, gehört definitv auf die Liste „Dinge-die-wir-in-den-USA-nicht-tun-wollten“. Als wir uns an diesem Morgen in der Kleinstadt Beatty im Spiegel sehen, beschließen wir jedoch, dass Haare waschen an diesem Morgen ein Muss ist. Auf dem Parkplatz eines Casinos, in den frühen Morgenstunden schütten wir uns dieses wirklich eiskalte Wasser über den Kopf. Gehirnfrost ist keine Erfindung – das tut wirklich sehr sehr weh. Jetzt sind die Haare zwar nicht mehr dreckig, aber voller Shampoo. Gut gemacht, Mädels! Hoffentlich hilft der tägliche, morgendliche Tee, um nicht wieder krank zu werden. Seit die Krankheitswelle im Van ausgebrochen ist, gibt es morgens immer Tee. Wenn die Sonne scheint, kann man sogar draußen frühstücken. Mit dem warmen Tee in der Hand ist das eigentlich ganz angenehm. Macht man sonst im Dezember auch nicht unbedingt – bei um die null Grad.

Essen am Truck - Stop

Alle Tage wieder – unser Walmart

Wenn die Nullgrad-Grenze beim Aufstehen unterschritten und die Welt noch unter Frost verborgen ist, dann wird ein Frühstück unter freiem Himmel schnell unangenehm. Auch der Van ist leider nicht viel wärmer. Zum Glück gibt es unseren alten Bekannten: Den Walmart von Nebenan. Da holt man sich schnell einen Kaffee vom McDonalds und nimmt sein Müsli und Brot eben in den Vorraum eines Supermarktes mit. Macht doch auch jeder!

Beim gemütlichen Frühstück kommt uns dann eine grandiose Idee: Beim nächsten Lebensmitteleinkauf machen wir ein Wettrennen mit diesen fahrenden Einkaufswägen, die in jedem Walmart – Vorraum stehen! Wer als Erstes alle Lebensmittel auf seiner Einkaufsliste hat und am gemeinsamen Treffpunkt ist, bekommt außerdem den nächsten Starbucks – Besuch bezahlt. Leider scheitert es an der Umsetzung, weil uns die gute Mitarbeiterin im Walmart fragt, ob wir dauerhaft beeinträchtigt sind – kurz, ob wir eine Behinderung haben. Ja ne, das kann man jetzt nicht wirklich sagen. Zumindest nicht per Definition. Aus der Spaß, denn die Wägen sind für beeinträchtigte Besucher. Ok, das verstehen wir, aber können wir sie nicht trotzdem ausprobieren? Schließlich dürfen wir im Vorraum des Walmarts unsere Kreise drehen und haben unseren Spaß. Diese fahrenden Einkaufswägen sind jedoch verdammt langsam, da hätte unser Einkauf Stunden gedauert.

Neben den Walmart – Familienklos haben wir inzwischen auch Visitor – Center und Truckstops als Wasch- und Duschmöglichkeiten für uns entdeckt. Beides eignet sich sogar auch perfekt zum Frühstücken, wenn draußen schon beim Obst schneiden die Hände blau werden. Ja, wir hätten jetzt auch nicht unbedingt gedacht, dass wir einmal in einem Kloraum essen, aber Not macht erfinderisch. Was wir auch nicht gedacht hätten, ist, dass wir fast jede Dusche an Truckstops umsonst bekommen, weil glücklicherweise jedes Mal, als wir bezahlen wollen, ein netter LKW – Fahrer in der Schlange hinter uns seine Karte hinhält. LKW – Fahrer bekommen gratis Duschen. Jetzt haben wir die gratis Dusche. Das sind manchmal echte Luxusduschen. Dunkle Fließen, Handtücher, Shampoo und sogar zwei verschiedene Duschköpfe! Ein kleines Paradies.

Oh du unendliche Reeses – Liebe

Wir haben einen Adventskalender! Einen Reeses-Adventskalender! Weil es scheinbar in keinem Supermarkt hier in Amerika einen Adventskalender zu kaufen gibt und keiner zu wissen scheint, was das eigentlich ist, beschließen wir eines Morgens an einer Tankstelle mit einem Regal voller Reeses – Süßigkeiten einfach selbst einen Kalender zu basteln. Wir sind schließlich 24 Jahre, da kann man den Dezember nicht ohne Adventskalender überleben. Wir kaufen alles, was es von Reeses zu kaufen gibt und in der Hitze des Death Valley wird dieses Sammelsurium an Reeses mit einer Schnur zu einem Kalender zusammengebastelt. Jetzt hängt unser Kalender neben unserem Schlafplatz und wird ungefähr alle paar Minuten gelobt, bestaunt und voller Vorfreude angestarrt.

Zum Glück lässt der erste Dezember danach nicht mehr lange auf sich warten. Schließlich kommt der Tag aller Tage und wir haben den wahrscheinlich besten Adventskalender auf der ganzen Welt! Wir sitzen in unserem Baby – unsere liebevolle Bezeichnung für unser Van-Zuhause –  vor unseren Reeses! Ich finde das erste „Türchen“, Juli reißt die Verpackung auf und wir essen diese unglaublich guten Reeses – Trees! Die sind fast besser als alle Reeses, die wir jemals gegessen haben!

Reeses - Adventskalender

Leise plätschert die Milch – die Kategorie „Is nun halt so“

Der absolute Renner unter den Sätzen-des-Vanlifes: „Is nun halt so.“ Wenn es so kalt ist, dass Spülen nicht in Frage kommt, ist das halt ein paar Tage so. Wenn man morgens den Kühlschrank aufmacht und die Sojamilch das Innere komplett überflutet hat und die gesamten Lebensmittel in Milch konserviert sind, dann ist das halt so. Kann man nichts machen, außer den Kühlschrank bei der nächsten Möglichkeit komplett zu reinigen und einen anderen Stellplatz für die Milch zu suchen. Und wenn man dann nichts ahnend beginnt sein Mittagessen zu kochen und es plötzlich anfängt wie aus Eimern zu schütten, dann ist das halt so. Die ganze Küche ist nass und wir sind durchgenässt, aber es gibt eben nur eine Außenküche. Einen Regenschirm haben wir nicht. Is nun halt so!

Eure zwei Mädels, die sogar dort nette Menschen finden, wo die Leute laut Jeremy gar nicht so nett sind. Seine Meinung als wir sagten, dass wir bisher alle Amerikaner nett fanden: “Ihr seid zwei junge Mädels – klar findet ihr überall nette Menschen!” Na dann – is das halt so!