Van Life

#14 Verliebt in das Vanleben

Als wir in Los Angeles für ein paar Tage aus unserem Van ausziehen müssen, sind wir wirklich ein bisschen traurig. Klar genießen wir die Dusche und das Klo direkt nebenan, aber wir vermissen unsere Abende im Van. Das ist der Moment, in dem uns klar wird, dass wir dieses Leben lieb gewonnen haben: Unser Leben im Van – mit allem Drum und Dran.

Toilettensuche und kalte Duschen

Zu diesem Leben gehört zum Beispiel das Suchen nach einem Platz, der sich als Toilette eignet. Das ist nicht immer so ganz leicht, wenn man an einem Straßenrand innerhalb eines Wohngebietes übernachtet. Wo zum Beispiel entsorgt man hier sein Toilettenpapier? Und was macht man, wenn plötzlich jemand im Vorgarten seines Hauses steht oder ein Spaziergänger vorbeiläuft, wenn man gerade die perfekte Sitzposition an einer Hecke eingenommen hat? Und was passiert, wenn man neben einer Interstate am Zaun geparkt hat, morgens aufwacht und nirgends aufs Klo kann, aber ganz dringend muss? Wir haben die abenteuerlichsten Erlebnisse hinter uns und können Euch beruhigen: Wir haben es immer auf ein Klo geschafft oder an eine geeignete Wild-Pinkel-Stelle. Inzwischen suchen wir unsere Übernachtungsplätze wenn möglich so aus, dass entweder eine öffentliche Toilette in der Nähe ist oder die Palmen so unglaublich toll angeordnet sind, dass man ein ungestörtes Örtchen hat.

Man lernt schnell sich in diesem Leben zurechtzufinden. Man gewöhnt sich an die kalten Duschen am Strand. Inzwischen schaffe ich es bestimmt ganze 10 Minuten unter dem kalten Wasser zu stehen. Die erste kalte Dusche dauerte genau eine Sekunde. Das merkt man dann, wenn man immer noch voller Sand ist und diesen selbst im Schlafsack verteilt. Julis erste kalte Dusche war ausgiebiger. Juli ist da hart im Nehmen: Shampoo, Spülung, eine Tonne Duschgel – alles ausgiebig verteilen während das kalte Wasser läuft und läuft und man denkt beim Zusehen, Juli würde unter einer warmen Dusche stehen.

Zwei Mädels + doppelte Gedanken = unendliches Glück

Wenn man 24 Stunden miteinander verbringt, denkt und handelt man irgendwann gleich. Das wussten wir vorher nicht, ich meine, wann verbringt man schon mal wirklich einen ganzen Monat ununterbrochen mit einem Menschen? Zugegeben wir hatten schon früher oftmals die gleichen bekloppten Ideen und der eine hat ausgesprochen, was der andere denkt. Seit wir hier sind, gibt es nicht einen Tag, an dem wir nicht das Gleiche denken. Das ist gruselig und witzig zugleich. Wir lachen so oft darüber.

Doppelte Gedankengänge müssen auf jeden Fall Glück bringen oder wie sollte man sich sonst erklären, was uns immer passiert? Wir bekommen Parktickets geschenkt und als wir eines Nachts endlich einen Seitenstreifen als Übernachtungsmöglichkeit gefunden haben, entdecken wir, dass zufällig nur ein paar Meter entfernt ein Starbucks ist. Dann beschließen wir eines Morgens in eine Schwimmbad zu gehen – einmal die Woche eine warme Dusche muss schon auch sein – und müssen nicht einmal Eintritt zahlen, weil der erste Besuch von genau dieser Schwimmbadkette frei ist! Das Schwimmbecken draußen ist sogar beheizt! Das sind diese Sekunden in denen wir vor Freude völlig eskalieren.

Van Beach

Unser Freund und Helfer: Starbucks

Starbucks ist ein auf Kaffeeprodukte spezialisiertes und international tätiges Unternehmen aus Seattle. Ein herzliches Danke an den Gründer dieser Kette, denn Starbucks ist elementar für das Überleben im Van: Es gibt Strom für alle Geräte, die nicht per USB geladen werden können, es gibt ein Klo und es gibt WLAN, um unseren Social-Media-Aktivitäten nachzugehen. Dass es diese Blogeinträge gibt, habt ihr ausgiebigen Starbucks-Besuchen zu verdanken und viel heißer Schokolade, Pumpkin-Kaffee und Latte.

5-Sterne-Vanküche: Unser Essen

Wir lieben Essen. Haben wir Essen vor uns, fragen wir uns schon, was wir zur nächsten Mahlzeit essen. Inzwischen haben wir auch das Einkaufen im Walmart ganz gern, weil wir uns in diesem Laden nun total gut zurechtfinden. Was man in einer Vanküche so alles zaubern kann, ist unglaublich: Von Spaghetti über Lachs mit bester Kruste bis hin zu einem sehr sehr guten Hähnchen-Curry. Außerdem verstecken sich noch Aufstriche und Süßigkeiten in unserem Van, die ein echt hohes Suchtpotenzial haben.

Dinge, die wir eigentlich nicht tun wollten …

Wir haben inzwischen eine inoffizielle „Dinge-die-wir-eigentlich-nicht-tun-wollten“ – Liste. Ganz oben steht gerade „Haare in einem Walmart waschen“. Ja, es gab diesen Tag, an dem wir nicht duschen konnten. Das kann man irgendwie kompensieren, aber die Haare lügen nicht. Also haben wir Shampoo gepackt und in einem Walmartklo unsere Haare gewaschen. Man muss das nicht gemacht haben – ehrlich nicht.

Auch all die verrückten Menschen, die einem morgens auf Parkplätzen begegnen oder nachts in Wohnsiedlungen umherirren, muss man nicht unbedingt kennenlernen. Irgendwie werden wir trotzdem immer von ihnen angesprochen und lernen sie kennen. Dafür haben wir zum Beispiel jetzt eine Rose aus Schilf in unserem Auto liegen, die uns einer dieser Bekanntschaften geschenkt hat.

P.S. Ja, wir haben nun auch einen Kürbis im Auto sitzen! Da die Amerikaner ihre Strandhäuser schon eindrucksvoll dekoriert haben, mussten wir da einfach nachziehen.

Happy Halloween !!!!!!!!!

Eure zwei Mädels aus dem Van. Mit ganz viel Liebe und nun ohne Angst vor Übernachtungen auf jeglichen Parkplätzen.