Städte

#22 Welcome to FABULOUS LAS VEGAS

Wir liegen in einem Bett. Also in einem richtigen, warmen Bett mit weißer Decke über uns. Im Bademantel, denn davor saßen wir eine kleine Ewigkeit in einer warmen Badewanne. Nein, das stimmt nicht ganz, diese Badewanne war nicht warm, sie war verdammt heiß. Unser Van? Der steht sicher im Parkhaus, denn wir sind angekommen in Las Vegas und wir sind nicht irgendwo, nein wir sind im Hotel Bellagio – das Hotel der Hotels!

„Und nicht vergessen: Was in Vegas passiert, dass bleibt auch in Vegas!“  

Sid (Jeffrey Tambor) aus Hangover

Nein, diese Geschichte rund um Las Vegas können wir definitiv nicht für uns behalten.

Eine Wäscherei in Hurricane und Freunde Treffen Vol. 3

Montag, der 19. November – dieses Datum haben wir uns ziemlich dick im Kalender markiert, weil wir uns nach über einer Woche voller kalter Nächte im Van dann doch auf ein warmes Hotelzimmer freuen und vor allem freuen wir uns auf genau dieses Hotel. Deshalb möchten wir uns auch ziemlich früh an diesem Tag auf den Weg nach Las Vegas machen. Naja, das klappt wieder einmal nicht ganz, weil wir zu lange beim Kaffee trinken sitzen und die Wanderung am Morgen einfach zu schön ist. Außerdem müssen wir uns noch auf die Suche nach einer Wäscherei machen, denn der Berg an getragenen Kleidungsstücken ist ziemlich gewachsen und die Unterhosen gehen mal wieder zur Neige.

Wir verlassen Springdale und den Zion National Park also als die Sonne bereits untergeht und finden in der nächsten Stadt Hurricane einen Waschsalon. Während vier Waschmaschinen gleichzeitig laufen, beschließen wir dieses Hirschfleisch, das uns unser Freund Angel geschenkt hat, zu braten. Wie um alles brät man eigentlich Hirsch? Und was um alles in der Welt isst man als Beilage? Da wir den Kühlschrank leer räumen müssen, wird inmitten einer Stadt vor einem Waschsalon einfach alles gekocht, das noch da ist. Schließlich gibt es Hirsch mit Nudeln, Eiern und Gemüse. In unserer Vanküche werden wir noch Tage später die Reste dieses Kocherlebnisses finden, denn dieses Hirschfett ist einfach überall. Mit lauwarmem Wasser spülen, hilft nicht immer ganz so viel.

Als das Essen gerade fertig ist, taucht plötzlich eine bekannte Gestalt in der Dunkelheit auf. Da treffen wir doch tatsächlich Jeremy wieder, der auf dem Weg in sein Fitnessstudio ist. Der lacht nur als er sieht, was wir hier vor einer Wäscherei veranstalten und isst kurzerhand ein bisschen selbsterlegten Hirsch mit. Auf Empfehlung des jungen Mannes probieren wir die Sache mit dem Trockner einmal aus, als unsere Wäsche fertig ist. Jeremy meinte ja, da passiert keinem Kleidungsstück etwas. Ok. Wir essen unser Abendessen zwischen Waschmaschinen und Trocknern und räumen alles in der Dunkelheit des Vans wieder auf. Ganz nebenbei wird auch noch das Abwasser unseres Vans entsorgt, denn wir haben irgendwie vergessen den Abwasserhahn zuzudrehen. Nun ist der Parkplatz hier ein bisschen nass, eh und dreckig. Schnell weg. Mitten in der Nacht fahren wir endlich los – auf nach Las Vegas. Zum Glück haben wir dieses unglaublich gute Beef Jerky – auch vom Hirsch – als Snack!

Viva Las Vegas – Luxushotels, eine Wanderung und gut aussehende Körper

Las Vegas glitzert in der Dunkelheit. Ein Ozean aus Licht und Juli und ich mal wieder total am Durchdrehen! Wir sind hier! Vor uns nur Blinken und Glitzern und wir wissen einfach gar nicht wohin wir zuerst blicken sollen. Ein Hotel neben dem anderen und jedes ein eigenes Highlight. Rechts von uns taucht ein riesiger Springbrunnen auf. Wir fahren direkt auf das Bellagio zu. Unsere Sachen für die Nächte im Hotel sind gepackt, wir schleppen Rucksäcke und Boxen in einen Aufzug und stehen dann in einer unglaublichen Eingangshalle! Das ist der Moment, in dem uns auffällt, dass unser Erscheinungsbild sehr bescheiden ist und wir doch erst einmal unter die Dusche sollten. Wir, mit Tüchern in den Haaren und den letzten Kleidern, die nicht gewaschen wurden und neben uns Frauen im Abendkleid. Gehen wir doch besser einfach auf unser Zimmer.

Ein Zimmer mit Marmorbad und Badewanne, ein gemütliches Doppelbett und ein Blick auf die umliegenden Hotels. Es gibt ein Fitnessstudio, in dem jede Minute jemand fragt, ob du ein kühles Handtuch benötigst und es gibt einen Pool, der leider viel zu früh schließt. Eigentlich findet man hier alles: Einkaufsläden, bunte Dekoration, ein riesiges Casino … nur eines findet man nicht: Ein gutes und bezahlbares Frühstück. Hallo überteuerter Muffin, zu teure Zimtschnecke und Minimüsli für 20 Dollar. Frühstücken wie Girls in Las Vegas es tun!

Egal, wir sind in Las Vegas! Es ist verrückt hier zu sein und den Eiffelturm neben unserem Hotel zu sehen. Wir wohnen direkt am Strip. Der Las Vegas Strip ist ein Abschnitt des Las Vegas Boulevard, er ist für seine dichte Ansammlung von Luxushotels und Casinos bekannt. In Las Vegas kann man ganze Tage nur in Hotels verbringen. Das tun wir auch. Zuerst öffnen wir die Türen zum Hotel Venetian. Hier läuft man unter einer Decke, die wie ein Wolkenhimmel aussieht und man hat das Gefühl als würden sich diese Wolken wirklich bewegen! Alles sieht aus wie in Italien. Es gibt diese Gondeln, die man in Venedig fahren kann. Verrückt! Im nächsten Einkaufszentrum ist alles voller Weihnachtsdeko und ein Santa Claus sitzt inmitten der Eingangshalle. Es gibt den Ceasar Palace, in dem der Film Hangover spielt. Hier ist alles voller Götter und unglaublichen Deckenmalereien. Im New York New York Hotel findet man kleine Pubs im Innenbereich, wie man sie auf den Straßen in New York auch entdecken würde. Wir sehen die Pyramiden des Ägyptenhotels. Da sind goldene Gebäude, die in der Sonne schimmern und da sind wir, nun auf dem unendlichen Weg zu diesem ‘Willkommen in Las Vegas’ Schild.

Dieses Ding hätte man nicht weiter außerhalb der Stadt aufstellen können. Wir laufen Kilometer in der Sonne, um dann eine unendliche Schlange zu sehen, die alle ein Foto mit diesem Schild möchten. Was? Wir sitzen dort und entscheiden uns einen anderen klugen Bildausschnitt zu wählen. Seitlich des Schildes und am Ende haben wir ein Bild, auf dem scheinbar nur wir vor diesem Schild stehen. Wir Profis. Wir Glückspilze, denn den Bus zurück in das Center bekommen wir kostenlos dazu. Wir gehen essen und wandern durch den Coca-Cola Store.

Fun in Vegas

In einer verrückten Stadt muss man auch irre Dinge tun. Meine Patentante meinte, man könnte nicht in Las Vegas sein ohne zu den Chippendales zu gehen. Das sind die wohl am besten aussehenden Stripper und Tänzer. Dann kaufen wir uns doch einfach am Morgen ein Ticket für den gleichen Abend. Girls Night Out – wir laufen also zu dem Hotel, in dem diese Chippendales auftreten. Als wir in diesem kleinen Saal sitzen, ganz Vorne, holen wir erst mal einen Cocktail für schlappe 13 Dollar. Wir hatten eigentlich nicht erwartet, dass dieser Saal so klein ist und nein, wir wollen nicht auf diese Bühne geholt werden! Fazit des Abends: Die Show ist unglaublich gut, wir wurden um einen Tanz mit einem sehr gut aussehenden Mann gebeten, haben ein Selfie mit einem Stripper und ein Poster mit Autogrammen. So kann ein Abend in Vegas enden!

Vegas hat uns: Ab ins nächste Hotel und ein spontanes Treffen mit Freunden Vol. 4

In einer Stadt voller Hotels kann man nicht in nur einem Hotel bleiben. Wir checken in unser zweites Hotel ein: Das Hard Rock Hotel! Man geht durch diese Tür und da sind Schlagzeuge, die sich drehen. Man läuft durch eine riesige Christbaumkugel und unser Zimmer hat einen Blick auf den Pool. Ein schwarzes Marmorbad. Man kann nicht anders als erst einmal wieder eine heiße Dusche zu genießen. Dann treffen wir doch echt Jeremy spontan wieder, weil er zu seiner Familie fährt und zufällig über Las Vegas muss. Wir treffen ihn im Casino des Hotels und gehen erst einmal Essen. Ein Essen, das mit Getränken schlappe 130 Dollar kostet. Wir trinken diesen Oyster Shot, in dem eine ganze Muschel ist. Besser gesagt, Juli und Jeremy trinken den Shot. Ich krieg diese Muschel in dem Schnaps nicht hinter!

Wir spielen Roulette und wir gewinnen an der Magic Mike Maschine 27 Dollar! Eine Nacht mit verdammt viel Lachen und Spaß. Jeremy fährt uns im Pickup an den Strip, weil er weiter zu seiner Familie muss. Man sollte diese Straße definitiv auch bei Nacht sehen. Eigentlich wollten wir in einen Club, nur ist mitten in der Woche gar nicht so viel geöffnet. Also sitzen Juli und ich bei einem Fläschchen Wein unter einem Heizstrahler und haben unseren Spaß mit den Menschen, die hier so umherirren und uns völligen Schwachsinn erzählen. Irgendwann nachts laufen wir zurück und ich breche fast zusammen als Juli auf dem Heimweg gegen einen Pfosten läuft, weil ich „Guck mal!“ sage und sie sich umdreht während ich ihre Hand loslasse. Juli, nun mit Blasen an den Füßen und dicker Lippe. Vegas hat uns!

Thanksgiving sollte man mit Freunden verbringen: Freunde treffen Vol. 5

Es ist eindeutig zu früh zum Aufstehen, aber es ist Thanksgiving und erstens müssen wir aus unserem Hotel auschecken und zweitens wurden wir zum Thanksgiving – Familientreffen eingeladen. „Was macht ihr dann eigentlich nach Vegas?“, meinte Jeremy und wir so „Mal sehen, weiterfahren.“ Jeremy meinte nur „Ihr habt nichts vor und ich habe die Tage bei meiner Familie nicht viel vor, das könnte spaßig werden.“ Minuten später haben wir beschlossen an Thanksgiving ganze vier Stunden zurück an die Westküste zu Jeremys Familie zu fahren.

Also verbringen wir den Thanksgiving – Morgen am Pool des Hard Rock Hotels in der Sonne. Im November! Dann gehen wir frühstücken und machen uns auf den Weg. Unterwegs noch zwei Flaschen Wein als Geschenk gekauft und am Nachmittag stehen wir vor einem Haus in Anaheim. Das Haus von Jeremys Uroma. Wir kommen in dieses Haus voller fremder Menschen und stellen uns vor. Die „Crazy Girls from Germany“.

Thanksgiving mit einer völlig fremden Familie! Die Küche steht voller Essen. Es gibt Truthahn! Es gibt unglaublich gute, überbackene Süßkartoffeln! Es gibt Pumpkin Pie und so viel mehr! „Thanksgiving is pretty much about eating, sleeping and watching football“ wird uns erzählt. Jeder sitzt irgendwo im Haus. Juli und ich sitzen mit Jeremys Uroma und Mutter und ein paar Tanten draußen am Tisch. Wir erzählen unsere Geschichten von unserem Roadtrip und lernen diese Familie kennen, die ein bisschen verrückt ist. Es gibt diesen Onkel, diesen Bruder, der Drogen nimmt, die Uroma, die mit 16 Jahren nach Amerika kam und keine Ahnung wen noch alles. Jeremy packt seine Gitarre und spielt und seine Schwester singt, wir lachen alle total viel und übernachten dann einige Meilen weiter im Elternhaus von Jeremy.

Dieses Haus ist wie ein Tierheim – für mich eindeutig zu viele Tiere, für Juli ein Traum aus Katzen. Der Fernseher läuft, wir sitzen zusammen und da ist dieser kleine, fette Hund mit großen Glubschaugen, der nicht aufs Sofa kommt, weil er zu dick ist. Ich sage dazu nur „Fuck“ und schlage die Hände über dem Kopf zusammen und alle lachen. Wir lachen auch, weil Jeremy echt dachte, Oma sei ein Name und nicht die Bezeichnung für Großmama.

Am nächsten Morgen gibt es Bacon, Rührei mit Käse und Sausages und dann fahren wir alle zusammen an das Strandhaus, in dem Jeremys Mutter im Moment ist. Direkt am Meer. In Crystal Cove. Vor uns glitzert dieses Meer im November während wir in einem Strandhaus sitzen. Es ist Ende November und wir gehen im Shirt am Meer entlang. Es gibt diese Tide Pools, diese Gezeitentümpel, in denen man die verschiedensten Meeresbewohner beobachten kann. Diese Pflanzen, die sich zusammenziehen, wenn man sie berührt. Juli und ich strecken die Füße ins Meer und lachen als uns eine Welle erwischt, die unsere ganze Hose durchtränkt. Die Restaurants hier sind unendlich teuer und so beschließen wir wirklich unseren Gasherd aus dem Van zu holen, gehen einkaufen und kochen auf der Veranda dieses Strandhauses! Es gibt Chowder Soup, eine Meeressuppe, Würstchen im Wecken mit allem möglichem drauf und Fingerfood. Ein Abend mit einer Familie, die wir eben erst kennengelernt haben. Ein echt schöner Abend!

Crystal Cove

Eine ziemlich bescheidene Erkältung und ein zweites Mal Vegas

Wir müssen zurück über Las Vegas, weil wir noch etwas in der Umgebung ansehen möchten. Nach unserem spontanen Trip ans Meer heißt es vier Stunden Rückweg und ich bin krank. Der Van ist leer, kein Essen, kein Trinken. Juli muss das Ruder übernehmen, während ich kaum in der Lage bin mich für den Tag fertig zu machen. Dann kommen wir in den Stau. Einen ganzen Tag lang. Ich im Gurt hängend und immer wieder schlafend und Juli völlig fertig hinter dem Lenkrad. Irgendwie schafft sie es uns für die Nacht an einen Truckstop zu bringen.

Juli kocht. Juli macht Frühstück. Juli sagt, wir schaffen das, als ich meine, ich kann nicht duschen. Juli klappt den Beifahrersitz im Van zurück, damit ich mich hinlegen kann. Ich mit Kissen im Rücken, die Sonnenbrille auf, weil es sonst irgendwie zu hell ist und Juli fährt den langen Weg zurück nach Vegas! Irgendwann kommen wir wieder in der Stadt an, in der wir schon einmal waren und mir geht es ein bisschen besser. Danke Juli!

Wir wollen noch die Fremont Street sehen, die andere Seite von Las Vegas. Es ist wolkig und ein bisschen kalt. Wir stehen vor einer Bühne und hören einer Band zu während Menschen auf der Straße tanzen, was irgendwie echt cool ist. Wir sehen, wie die feuerspuckende Gottesanbeterin erweckt wird, wir schauen in ein Restaurant, in dem man alles umsonst bekommt, wenn man viel isst und dann sitzen wir im Van. In einer Seitenstraße. Es ist dunkel. Wir müssten noch kochen.

Eigentlich haben wir nur aus Witz gesagt, dann bleiben wir halt noch eine Nacht hier. Doch ich sehe dieses Zimmer im CircusCircus für 17 Dollar und dann frage ich Juli „Was sollen wir jetzt machen?“ und sie meint „Ein oder zwei Betten, meinst du?“ „Nein, ob wir ins Hotel sollen!“ „Aso, ja schon!“ Wir sind schließlich im Hotel. Mit Badewanne. Mit Lasagne vor uns. Mit einem warmen Bett, aber ich bin ja auch krank. Hust, hust.

Wenn einer uns erzählt hätte, was wir erleben, wir hätten es selber nicht geglaubt. Da sind wir nun und realisieren, dass all die verrückten Dinge innerhalb einer Woche passiert sind! Mit neuen Erinnerungen drücken wir alle unsere Lieben Zuhause :*