Das Abenteuer beginnt

#2 Von zu viel Flugzeit und Abschieden

Es ist mitten in der Nacht als unser Wecker klingelt. Wir nehmen die einzigen Dinge mit, die in einen Koffer und einen Rucksack passen und steigen ins Auto. 5.30 Uhr – Abfahrt an den Frankfurter Flughafen. 10.35 Uhr unser Flieger startet und wir können es gar nicht wirklich realisieren.

Schafft man es in nur einer Stunde in die USA einzureisen?

Die Antwort gleich am Anfang: Ja! Man schafft das! Aber nur wenn man aus dem Flieger steigt und rennt! Diese Leistung hat ganz viel mit Rennen zu tun. Das ist der Augenblick, in dem ich alles Gepäck, das ich zu viel dabei habe verfluche und Juli, die rennt als ginge es um ihr Leben. Wie macht sie das? Hat Juli weniger Gepäck? Das ist der Moment, in dem Juli sich fragt, wo ich eigentlich bleibe und warum ich nicht schneller renne. Jedenfalls können wir den netten Beamten an der Einreise überzeugen, dass Amerika uns braucht. Die Schlange am Zoll ist eindeutig zu lang und unser Bording hat schon angefangen. Keine Ahnung wie, aber irgendwie kommen wir an allen vorbei und schaffen es in enormer Geschwindigkeit durch den Zoll, direkt ins Flugzeug. Done! Alles was wir jetzt bräuchten, ist eine Dusche, aber eindeutig keinen zweiter Flug mehr.

24 Stunden auf den Beinen ist eindeutig zu viel und ohne WLAN fast unerträglich

17 Uhr Ortszeit und wir haben es endlich geschafft. Wir sind in Boston! Eigentlich wollten wir an diesem Abend die Welt entdecken, noch Boston ansehen und essen gehen. Ja, wir hatten viele Pläne. Wäre da nicht dieser Flughafen, aus dem wir nicht rausfinden und dieses Wlan-Problem. Google Maps lässt uns im Stich. Nach gefühlten Stunden verzweifelter Suche nach der Straße, in der unsere Unterkunft ist und nachdem wir unsere Koffer drei Stockwerke nach oben geschleppt haben, sitzen wir durchnässt vom Regen in unserem kleinen Zimmer in Boston. Wir sehen uns an und wissen, dass wir heute nur noch schlafen werden.

Wie es ist am anderen Ende der Welt zu sein 

Auch wenn unsere Laune auf einer Skala von 1-10 wohl höchstens die 3 erreicht – meine eigene wohl eher eine 1 – an diesem Abend stellen wir fest, dass die Menschen hier echt hilfsbereit sind. Auf der Suche nach unserer ersten Unterkunft sitzen wir zwar verzweifelt in einem Bus, aber der erste der merkt, dass wir nicht wissen wohin, bietet uns Hilfe an. Wir haben nicht mal gefragt. Wir sitzen an diesem Abend zwar völlig fertig in einem kleinen Zimmer und realisieren doch langsam, dass drei Monate ohne die Menschen, die wir zuhause gelassen haben, verdammt lang sind, aber wir wissen auch, dass wir viel erleben werden. Und wäre es nicht verdammt traurig, wenn man am anderen Ende der Welt niemanden hätte, den man vermissen könnte?

How lucky am I to have something that makes saying goodbye so hard.

– Winnie the Pooh

Wir drücken euch aus der Ferne